Gute Stimmung!

Ich stimme nach 27 Jahren Praxis immer noch so gerne wie am ersten Tag!

Mein Ziel ist, dass die Instrumente auch bei hoher Beanspruchung die Stimmung möglichst gut halten und ich auch in unruhiger Umgebung stimmen kann. Das alles dauert, das Gehirn muss entsprechende Verbindungen aufbauen, Nebengeräusche ausblenden, ein Lernprozess über einige Jahre. Aber es geht – mich bringt da so schnell nichts aus der Ruhe. Ich trainiere auch immer wieder bewusst in diese Richtung.

Wer gut stimmt, weiß, was er tut. Ich kann nach Gehör stimmen und habe mich auch mit den theoretischen Grundlagen fundiert auseinandergesetzt. Jemand, der sich komplett auf ein Gerät verlässt, kann demnach nicht stimmen, weil er nicht wirklich weiß, was er da eigentlich tut.

Stimmen ist dennoch keine Kunst, wie oft behauptet wird. Stimmen ist letztlich viel Physik und sensibles, extrem präzises Handwerk, gut messbar und dennoch nur mit Geduld und klaren Zielen zu erlernen. Das Ohr (welches schon Talent mitbringen muss) braucht Übung, muss lernen, sich zu fokussieren, ähnlich, wie wir es ganz selbstverständlich mit unseren Augen tausendfach am Tag im Alltag praktizieren. Dazu entwickelt sich mit der Zeit eine Rückkopplung zwischen dem, was man hört und der handwerklichen Arbeit am Stimmwirbel. Bei der handwerklichen Umsetzung reagiert jedes Instrument anders, was bedeutet, dass man hartnäckig und über lange Zeit viele Experimente machen muss, um irgendwann zügig, schön und haltbar stimmen zu können. Irgendwann spürt man, welche Behandlung am Wirbel nötig ist, welche Anschlagsstärke passend ist, sieht manches auch an der Konstruktion.

Ich habe hier aus purem Interesse alles versucht, was man versuchen kann und meine Schlüsse gezogen und auch hier kreativ eigene Methoden entwickelt, die für mich mittlerweile optimal passen und ein erstklassiges Ergebnis mit höchster Konstanz ermöglichen. So ist es mir auch möglich, hoch- und fertigstimmen innerhalb eines Termins anzubieten, auch wenn hier naturgemäß mit Abstrichen bei der Stimmstabilität gerechnet werden muss.

Die Klangsaiten werden beim Stimmen so gespannt, dass die Obertöne der Saiten möglichst exakt aufeinander aufbauen und die einzelnen Töne in einem ziemlich eindeutig definierten mathematischen Verhältnis zueinander stehen. Dazu kommen vor allem im obersten Diskant und tiefsten Bass hörpsychologische Anpassungen, weil das Ohr den Ton hier gerne tiefer bzw. höher wähnt, als es physikalisch „richtig“ wäre.

Eine sehr gute Stimmung bringt eine schöne, ruhige Resonanz in das Instrument, da sich die nun wieder ergänzenden Obertöne anregen und verstärken, die einzelnen Töne klingen länger aus, „singen“ bei guter Intonation und entsprechender Qualität des Instrumentes. Auch muss die Spannung der klingenden und nicht klingenden Saitenanteile ausgewogen verteilt sein, so dass sich die Stimmung durch ein ungewolltes Nachrutschen der Saiten nicht verändern kann. Auch sollte der Klangsteg spannungsfrei im Instrument stehen, um eine möglichst verlustarme Weiterleitung der Saitenschwingung zu ermöglichen. Diesem Punkt wird fast nie genug Aufmerksamkeit geschenkt, im Übrigen ist dies auch enorm wichtig für eine möglichst gute Stimmhaltung, insbesondere nach einer Änderung der Tonhöhe.

Da Stimmen viel Mathematik ist und somit gut messbar ist, ist gegen professionelle Messgeräte als Hilfsmittel überhaupt nichts einzuwenden. So gibt es mittlerweile exzellente Möglichkeiten, die mit einem klassischen Stimmgerät rein gar nichts mehr zu tun haben. Computerprogramme in Verbindung mit  Smartphones sind heute in der Lage, die Teiltonspreizung eines Saitenbezuges individuell einzumessen und eine immerhin recht ordentlich klingende Stimmkurve zu ermitteln. Allerdings werden diese Programme immer ihre Grenzen haben, insbesondere im Übergang zum Bassbezug sind oft Korrekturen nach Gehör nötig. Den Bass stimme ich wegen der handgearbeiteten Saiten sowieso immer „zu Fuß“.

In bestimmten Situationen ist der so angepasste kleine Helfer allerdings nicht zu schlagen, so ist es beispielsweise möglich, mehrere Instrumente zu nahezu 100% genau und zeitlich sehr effektiv zusammenzustimmen, ohne sie manuell miteinander vergleichen zu müssen. Auch kann man durch das Gehör angelegte Stimmungen Ton für Ton abspeichern und genauestens reproduzieren, was bei Aufnahmen, in deren Verlauf immer nachgestimmt wird, von großem Vorteil ist. Schnitte passen von der Stimmung immer bestens, da immer nur das korrigiert wird, was sich verändert hat. das spart Zeit, sichert Qualität und stört den Ablauf so wenig wie möglich.

Ich benutze seit 2002 das professionelle Stimmprogramm „tunelab pocket“, welches als einziges Programm am Markt zulässt, eine vorgeschlagene Stimmkurve manuell zu korrigieren. So lassen sich individuell angepasste Stimmkurven erstellen. Dieses Feature nutze ich seit vielen Jahren erfolgreich für die Konzertinstrumente u.A. bei der Staatsoper und beim bayerischen Rundfunk. Mittlerweile habe ich ca. 100 gehörkorrigierte Stimmkurven für verschiedene Klavier- und Flügelmodelle und auch einzelne Konzertinstrumente im Gerät und kann hier sehr effektiv und konstant beste Qualität auch bei schwierigen Umständen liefern.

Sie bekommen also letztlich immer dieselbe, sehr genaue und einmal ausgetüftelte Stimmung von mir, die Toleranzen sind minimal. „Zu Fuß“ wäre für diese Genauigkeit ein wesentlich höherer Zeitaufwand nötig.

Ich habe beim stimmen eine Reklamationsquote von deutlich unter einem Prozent. Und – für den Fall, dass mir einmal eine Ungenauigkeit passiert oder doch mal ein Ton wegrutscht – das arbeite ich garantiert für Sie kostenlos nach, falls Sie sich innerhalb von 2 Wochen seit der Stimmung bei mir melden.

Ausgenommen hiervon sind Instrumente, die sehr stark in der Tonhöhe (über 2 Hz) verändert werden mussten und Verstimmungen, die wegen suboptimalem Raumklima entstanden sind. Hier verschieben sich einzelne Partien dann deutlich.

Ein gutes, möglichst konstantes Raumklima und ein geeigneter Standort für Ihr Instrument ist neben dem handwerklich guten Umsetzung der Stimmung die zweite Voraussetzung für eine gute Stimmhaltung. Unkompliziert formuliert, fühlt sich Ihr Instrument wohl, wenn auch Sie sich wohlfühlen. Holz reagiert mit einer geringen „Größenänderung“ auf Klimaschwankungen, die nach oben gewölbte Resonanzbodenplatte aus Tonholz arbeitet, was leider zwangsläufig zur Verstimmung der Saiten führt.

Gerne berate ich Sie hier und empfehle Ihnen, falls nötig, die nötigen Maßnahmen.

25. März 2020: Update zum Coronavirus